RAINBOWS-Gruppen

Ablauf der RAINBOWS-Gruppe

Eine RAINBOWS-Gruppe besteht aus vier bis sechs Kindern. Im Zeitraum von vier bis fünf Monaten finden 12 wöchentliche Gruppentreffen statt.

Jedes Treffen beginnt mit einem Anfangs- oder Begrüßungsritual. Die einzelnen Gruppenstunden gliedern sich in drei Teile: Einstieg – Vertiefung – Ausklang.

Jene Themen, die für die Verarbeitung des Trennungs- und Verlusterlebnisses notwendig sind, werden in den einzelnen Treffen mit unterschiedlichen und altersgerechten Methoden bearbeitet, z. B. durch kreatives Gestalten, Bewegung, Gespräch, Spiele etc.

Alter der Kinder/Jugendlichen innerhalb einer Gruppe:

• Vier bis Fünf Jahre
• Sechs bis acht Jahre
• Neun bis elf Jahre
• Zwölf bis vierzehn Jahre

Leitung der RAINBOWS-Gruppe

Die Kinder werden von ausgebildeten RAINBOWS-Gruppenleiter*innen begleitet. Diese haben eine Grundausbildung im psychosozialen Bereich und Erfahrung in der Arbeit mit Kindern. Zusätzlich haben sie spezielle RAINBOWS-Lehrgänge absolviert.

Die 12 Gruppentreffen

Die RAINBOWS-Gruppentreffen
Erste Einheit: Kennenlernen
Beim ersten Treffen geht es darum, dass sich die Kinder untereinander und die GruppenleiterIn kennenlernen, da sie meist unsicher sind, was in dieser Gruppe auf sie zukommen wird. Alle merken jedoch sehr schnell, dass die anderen in der Gruppe in der gleichen Situation sind wie sie selbst, dadurch fällt es ihnen leichter, aus sich herauszugehen. Um ihnen Sicherheit zu geben, wird den Kindern erklärt, was in der Gruppe passieren wird. Je nach Alter des Kindes bringen bzw. holen die Eltern Ihr Kind ab. Bei den jüngeren Kindern (4 und 5 jährige) werden die Eltern eingeladen, die erste Viertelstunde dabeizusein, damit das Kind Sicherheit gewinnen kann.

Zweite Einheit: Vertiefendes Kennenlernen – über die Familie sprechen
Die zweite Einheit steht im Zeichen des vertiefenden Kennenlernens. Die Kinder sprechen über ihre Familie und werden im verständnisvollen Klima der RAINBOWS-Gruppe angeregt, belastende Unklarheiten in Zusammenhang mit der Trennung/Scheidung wahrzunehmen und auszudrücken. Fehlende Sachinformationen („Was heißt Alimente?“ etc.) werden gegeben, auch Unsicherheiten sind vielleicht ein Thema. Durch die Beschäftigung mit der neuen Familiensituation können die Kinder ihre persönliche Geschichte in einen für sie fassbaren Zusammenhang bringen. Das Verständnis für sie und ihre Situation und die Klarheit, mit der die GruppenleiterIn über die Situation spricht, bringt zusätzliche Sicherheit.

Dritte bis siebente Einheit: Gefühlen Raum geben
Die Voraussetzung, um mit der neuen Familiensituation zurechtkommen zu können, ist sich der eigenen Gefühle klar zu werden und ihnen Raum zu geben. Im Zuge der Trennung der Eltern sind die Kinder irritiert und mit verschiedensten Gefühlen konfrontiert: Trauer, Wut, Angst, Schuldgefühle treten auf, manche Kinder verspüren aber auch Erleichterung. Den Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Gefühle auszudrücken, unterstützt sie wesentlich bei der Bewältigung der schwierigen Lebenssituation.
In insgesamt fünf Einheiten geht es darum, die Vielfalt der Gefühle sichtbar zu machen, sie spüren, wahrnehmen und benennen zu können, den Ausdruck von Gefühlen anzuregen und schließlich alle Gefühle als einen Teil von sich selbst wertfrei annehmen zu können. In der RAINBOWS-Gruppe machen die Kinder die Erfahrung, dass auch sogenannte „negative“ Gefühle, wie Wut, erlaubt sind und ausgesprochen, ausgedrückt und ausgelebt werden dürfen. Sie empfinden diese Erfahrung als sehr entlastend, auch weil sie erleben, dass sie trotzdem akzeptiert werden und die Zuneigung anderer Menschen nicht verlieren. Sie lernen mit ihren Gefühlen so umzugehen, dass sie sich und anderen keinen Schaden zufügen.

Achte Einheit: Alle Farben der Familie
Entscheidend für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist letztendlich nicht die Familienform, sondern die Zuwendung und innere Haltung der Eltern ihrem Kind gegen¬über. In der RAINBOWS-Gruppe machen Kinder Bekanntschaft mit unterschiedlichen Familienformen und Möglichkeiten des Zusammenlebens. Die Kinder überlegen, wer für sie zu ihrer Familie zählt, und welche Menschen außerhalb des familiären Bezugsfeldes für sie von Bedeutung sind. Sie erfahren in dieser Einheit, dass die verschiedenen Familienkonstellationen gleichwertig sind und nebeneinander bestehen können und es kein richtig oder falsch des familiären Zusammenlebens gibt. Aber auch die Situation der Kinder, die keinen Kontakt zu einem Elternteil haben, wird berücksichtigt – sie sollen sich nicht als Außenseiter fühlen.

Neunte Einheit: Neue Lebenswelten
Schwerpunkt in dieser Einheit ist die Beschäftigung mit dem ver¬änderten Familiensystem und wie sich die damit verbundenen Herausforderungen bewältigen und ein positiver Umgang finden lassen. Wie kann der Wechsel zwischen der Mamawelt und Papawelt gut und möglichst stressfrei gelingen? Wenn es schon Stiefeltern gibt, haben die Kinder in der Gruppe auch Zeit und Raum, um ihre Gefühle gegenüber dem Stiefelternteil und möglichen Stiefgeschwistern anzusprechen und zu klären. („Darf ich sie lieb haben?“, „Muss ich ihn mögen?“) Gleichzeitig erlangen die Kinder Sicher¬heit, dass die Beziehung zum Stiefelternteil die Beziehung zu ihrem Elternteil nicht ablösen oder ersetzen wird.

Zehnte Einheit: Festhalten und Loslassen
In der zehnten Einheit beschäftigen sich die Kinder mit den Veränderungen und dem Neuen in ihrem Leben. Sie nehmen Abschied und betrauern Verlorenes, richten gleichzeitig den Blick auf die positiven, zum Teil auch erleichternden Seiten der Veränderung und entwickeln Neugier auf Neues. Das Leben als Veränderungsprozess mit manchmal angenehmen, manchmal weniger angenehmen Seiten wird auf diese Weise für die Kinder erlebbar.

Elfte Einheit: Kraftquellen
In dieser Einheit wird besprochen, welche Situationen den Kindern Schwierigkeiten bereiten, und wie sie damit umgehen können. Je mehr die Kinder ermutigt werden, aus sich heraus- und auf andere zuzugehen, desto eher machen sie die Erfahrung, dass Beziehungen entstehen, die Halt und Sicherheit geben, belastbar sind und sie auffangen können. In dieser Einheit wird den Kindern bewusst, welche Menschen für sie da sind, wenn sie Hilfe und Unterstützung brauchen. Vor allem erfahren sie, dass sie auf sich selbst und ihre eigenen Fähigkeiten vertrauen können und in der Lage sind, herausfordernde Situationen in ihrem Leben zu meistern.

Zwölfte Einheit: Abschied – Gestärkt in die Zukunft
Jeder Abschied beinhaltet Veränderung. Ziel der letzten Einheit ist es, den Kindern eine positive Abschiedserfahrung zu ermöglichen. Einen Abschied, auf den sie sich einstellen und vorbereiten können, und der für sie auch bewältigbar ist. Diese Form des Abschieds soll ein Gegengewicht zu den bisherigen Abschiedserfahrungen sein, auf die sie keinen Einfluss nehmen konnten. Es geht um die Kunst, einen Abschied gemeinsam zu gestalten und um die Entwicklung von Abschiedsritualen. Gefühle wie Trauer und Unsicherheit haben dabei ebenso Platz und Berechtigung wie Wertschätzung, Erleichterung, Freude, Hoffnung und Zuversicht.

Begleitende Elterngespräche

Im Rahmen der RAINBOWS-Gruppe finden auch drei Gespräche mit den Eltern statt. In diesen Treffen werden die Eltern über die Arbeitsweise von Rainbows informiert, sie lernen den/die GruppenleiterIn sowie die anderen Eltern(teile) kennen und haben die Möglichkeit, konkrete Fragen zu stellen. Zudem können sich die Eltern in den RAINBOWS-Elterngesprächen austauschen.

Informationen, was das Kind in der Gruppe geäußert, getan oder berichtet hat, werden aber nur bei Handlungsbedarf bzw. nach Absprache mit dem betroffenen Kind oder Jugendlichen an die Eltern weitergeleitet. Bei Bedarf werden auch weiterführende Unterstützungsangebote empfohlen.

Gespräche mit dem anderen Elternteil

RAINBOWS bietet für jene Elternteile, die nicht an den begleitenden Elterngesprächen im Rahmen der Gruppe teilnehmen können, Einzel- oder Gruppengespräche an. Beide Eltern erhalten dadurch die gleichen Informationen und werden somit als gleichberechtigte Elternteile wahrgenommen. Diese Gespräche spiegeln die Haltung von RAINBOWS wider, dass Kinder auch nach einer Trennung/Scheidung zwei Elternteile haben, die sie beide lieben dürfen.